Andacht, Christi Himmelfahrt ´20 von Thomas Kretschmar

Eröffnung

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Im Namen des dreieinen Gottes beginnen wir jede Andacht und jede Zeit, die wir in Gottes Nähe verbringen möchten, ob in der Gemeinschaft anderer Schwestern und Brüder, ob im Internet oder ganz für mich allein.
Im Namen Gottes beginnen wir unser Beten.

 

Gebet

Jesus Christus. Der Himmel steht heute hoffen – Du zeigst uns die Erde.
Du bist bei Gott und bist uns doch so nah.
Du hältst Himmel und Erde in Deinen Händen.
Du hältst und auch mich und mein Leben in Deinen Händen.
Dir sei Ehre in Ewigkeit.

(nach EGB S 337)

 

Evangelium für das Himmelfahrtsfest

„Jesus führte sie aber hinaus bis nach Betanien und hob die Hände auf und segnete sie.  Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel. Sie aber beteten ihn an und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude und waren allezeit im Tempel und priesen Gott.“

(Lk 24, 50-53)

 

Gedanken zum Predigttext

Christus spricht: „Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, dass sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, auf dass die Welt glaube, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, auf dass sie eins seien, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, auf dass sie vollkommen eins seien und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, wie du mich liebst.

Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt, ehe die Welt gegründet war. Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht; ich aber kenne dich, und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei und ich in ihnen.“

(Joh 17,20-26)

  • „Auf dass sie eins sein“ – das geht nur nach Himmelfahrt. Wenn Jesus noch als Auferstandener unter uns wäre, würden wir uns nur um ihn streiten. Das tun wir auch so. Aber jetzt, nach Himmelfahrt, „gehört“ er keinem und deshalb allen. Er kann uns allen nur nahe sein, weil er nicht mehr irdisch bei uns ist.
  • Das mit der Einheit ist leider so eine Sache: Wir schaffen es nicht, uns als Kirche Jesu Christi auf eine gemeinsame Linie zu einigen und bleiben so dem Herrn der Kirche den Auftrag schuldig: „Auf dass sie eins seien“, sagt er.
  • Manche sagen: Der Corona-Virus macht uns alle gleich. Denn er macht arme und reiche, alte und junge, schwarze und weiße krank. Aber das stimmt nicht: Wir wissen, dass die armen, die alten und die farbigen Menschen in unserer Welt viel häufiger an Corona erkranken und sterben wie die reichen, die jungen und die weißen Menschen. Das Virus macht uns nicht „eins“. Es zeigt uns in schockierender Weise, wie sehr wir weder kirchlich noch gesellschaftlich dem Anspruch Jesu gerecht werden: „Auf dass sie eins seien“.
  • Aus der Einheit von Vater, Sohn (und ich ergänze Heiligem Geist) ergibt sich die Einheit von uns Menschen, von uns Schwestern und Brüdern. Himmelfahrt zeigt uns den Himmel offen, in dem Gott einer ist. Drei in einem. Unglaublich, und verständlich und doch wahr.
  • Wie kommen wir dann aber von der Einheit von Vater, Sohn und Heiligem Geist zur Einheit von Schwestern und Brüdern? Nur durch die Liebe, die uns Gott zeigt. Zur Liebe gehört Demut und Zurücknahme dazu. Nicht ich bin wichtig, sondern du.
  • Himmelfahrt führt mich nicht individualistisch in den Himmel. An Himmelfahrt bin ich nicht Gott näher, sondern er zeigt mir den Weg zu den Brüdern und Schwestern. Himmelfahrt erinnert mich: Wir alle sind von Gott genauso weit weg und starren mit den Jüngerinnen und Jüngern aller Zeiten in den Himmel und sehen Christus auffahren zum Vater. Und wenn ich den Blick vom Himmel wieder auf die Erde lenke, sehe ich meine Schwestern und Brüder. „Auf dass sie eins seien!“
  • In den letzten Wochen gab es manchen Streit zwischen den Brüdern und Schwestern: Hätten unsere Kirchenleitungen nicht vielleicht noch mehr für den Gottesdienst kämpfen müssen, weil er doch das Zentrum der Kirche ist? Hat die Kirche „kampflos“ über Wochen, sogar über Ostern, auf die Gemeinschaft im Wort und die Sakramente verzichtet, um dem Staat zu dienen? Ich habe nicht um des Staates willen auf Gottesdienste verzichtet, sondern um der Menschen willen, die gefährdet sind. Und jetzt feiere ich mit ihnen umso lieber wieder Gottesdienst und freue mich, wenn das Heilige Mahl eines Tages wieder Hei und Segen stiften kann.
  • „Auf das sie eins seien“ – der dreieine Gott gebe uns dafür die Freude, die Liebe und die Besonnenheit.

 

Fürbitten

  • Wir bitten für die Kirchen und kirchlichen Gruppierungen „auf dass sie eins seien“.
  • Wir bitten für eine wirkliche Gemeinschaft von armen und reichen, kranken und gesunden, schwarzen und weißen Menschen auf dieser Welt, vor allem für alle Opfer der Corona-Pandemie.
  • Wir bitten für alle, die in Pflege und Medizin, in Forschung und Wissenschaft, in Betreuung und Bildung, in Handel und Transport unser Leben in den letzten Wochen gestärkt und gestützt haben.
  • Wir bitten für alle, die in diesen Wochen Verantwortung tragen in Politik und Verwaltung, in Katastrophenschutz-Stäben und in den Medien.
  • Wir bitten für alle, die Angst haben vor wirren Verschwörungstheorien und sich bedroht fühlen von einer Weltregierung, die doch allein bei Dir liegt.
  • Wir bitten für uns und unsere Lieben.

Auf dass sie eins seien.

 

Vaterunser

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

 

Segen

Der HERR segne dich und behüte dich;
der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.

 

 

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